Endlich wieder ins Theater
Gurkensandwiches und eine oberflächliche Komödie für ernsthafte Leute mit dem nicht gerade viel versprechenden Titel: „Ernst sein ist alles!“ von irgendeinem Oscar?
Auch wenn das für uns eher nach „Ich verstehe nur Bahnhof“ klang, waren wir doch so froh, endlich mal wieder irgendetwas Kulturelles erleben zu dürfen, dass wir spontan die Daumen hochrissen, als uns Herr Melchior in unserem Deutschkurs das Angebot unterbreitete, ins Freilichttheater im Ostpark in Regenburg zu fahren, Gurkensandwiches hin oder her, ganz egal!
Am Ende stiegen 11 Theaterhungrige Q11ler am 12.06.2021, in die Autos unseres Deutschlehrers und von Frau Gratzer, die sich dankenswerterweise als Fahrerin zur Verfügung gestellt hatte, und düsten am Freitagabend voller Vorfreude los.
Und wir wurden in jeder Hinsicht für unseren Mut belohnt! In einer lauen Sommernacht duften wir Oscar Wildes Komödie in einer spritzigen, leicht modernisierten Fassung genießen. Ein zugespitzter, witziger Dialog jagte den nächsten und das Stück strotzte nur so vor Ironie a la: „Die Wahrheit ist selten rein und niemals einfach. Das moderne Leben wäre gähnend langweilig, wenn es eins von beidem wäre.“ Knallige Outfits, ein fluchender Priester, eine herrische Gouvernante und ein Diener, der sich im Schneckentempo bewegte und sprach wie ein Halbtoter sowie Männer in Frauenrollen, was kein bisschen wie Fasching wirkte, sondern der Gesellschaftssatire, in der die Etikette der damaligen Zeit aufs Korn genommen wird, den letzten Pfiff gab, machten die gelungene Inszenierung von Klaus Kusenberg erst richtig interessant. Ein besonderes Highlight war die musikalische Umsetzung, die für die Freilichtaufführung extra einstudiert worden war. Eine fantastische Liveband spielte immer wieder Songs von Queen und die Schauspieler, wahre Multitalente, gaben diese teils großartig zum Besten. Nicht verwunderlich, dass uns am Ende die Hände vom Klatschen schmerzten und die Tribüne unter unserem Applausgetrampel bebte!
Alles in allem erlebten wir einen wunderbaren Abend, an dem wir ganz sicher nicht lange ernst bleiben konnten! Herzlichen Dank, Herr Melchior, auch für das spendierte Getränk!
Jessica Gratzer