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Spiritualität und Sinnsuche: Eine Begegnung mit Tobias Haberl

Kulturjournalist Tobias Haberl hält ein engagiertes Plädoyer für den Glauben. Die Oberstufenschüler des Gymnasiums reagieren überwiegend positiv.

Manuela Bauer – Fachschaftsleiterin katholische Religion – bedankt sich bei Tobias Haberl für die gelungene Lesung

 

Auf Einladung der Fachschaften Religion, Ethik und Deutsch las der mehrfach ausgezeichnete Münchner Journalist Tobias Haberl aus seinem neuesten Werk „Unter Heiden. Warum ich trotzdem Christ bleibe“, mit dem er kürzlich auf den Bestsellerlisten der Rubrik Sachbücher für Furore sorgte.

Offenbar zur rechten Zeit hatte er zu Ostern 2023 einen gleichnamigen Essay im Süddeutsche Zeitung Magazin veröffentlicht und dabei das Lohnende des Glaubens zurück ins Bewusstsein einer Öffentlichkeit geholt, die den gläubigen Christen zunehmend als aus der Zeit gefallen betrachtet.

Dabei wurde Haberl zunächst auf seine Nachfrage von der Tatsache überrascht, dass er sich am Gabelsberger-Gymnasium Mainburg zu drei Vierteln von einer gläubigen Schülerschaft umringt sah und nicht überwiegend von Skeptikern, wie das in seinem gentrifizierten Münchner Stadtviertel der Fall ist, in dem er lebt.

Große Zustimmung zeigte sich z.B. zu seinen Überzeugungen, dass das ständige Streben nach der schnell befriedigten Lust oder die Selbstaufgabe zugunsten moderner Medien auf Dauer nicht trägt und die Frage nach dem Lebenssinn nicht zu lösen vermag. Deutlich kritischer waren die Schüler allerdings der Tatsache gegenüber eingestellt, dass Herr Haberl nicht nur dem Glauben an Gott, sondern auch der Institution Kirche unbeirrt die Treue hält, fast unabhängig davon, wie konservativ sie sich gebärdet. Auch die kirchlichen Missbrauchsskandale, die er mit deutlichen Worten verurteilt, halten ihn nicht davon ab, Mitglied in der katholischen Kirche zu bleiben. Viel zu wenig sehe er das viele Gute, das im Namen der Kirchen geschehe, in den Medien gewürdigt, während dem Negativen, das über diese Institution zu sagen sei, ein breiter Raum eingeräumt werde. So wurde Tobias Haberl auch nicht müde, das soziale und karitative Engagement vieler Gläubiger zu betonen, die sich selbstlos um Arme, Kranke und Alte kümmerten.

Im Gespräch mit den Oberstufenschülern des GGM bewies Herr Haberl großes Geschick, seine Positionen zu verteidigen, eine rege Aussprache mit den Jugendlichen am Laufen zu halten und dabei auch die muslimischen Schüler ausdrücklich miteinzubeziehen. Mit Hochachtung sprach er insbesondere von der beeindruckenden Hingabe vieler Muslime an Gott. Er sieht sich dadurch in seiner Überzeugung bestätigt, dass das Bedürfnis der Menschen nach Spiritualität durch nichts zu ersetzen sei; als weitgereister, kosmopolitischer Mensch habe er das im Übrigen auch in vielen anderen Weltgegenden und bezüglich vieler anderer Glaubensrichtungen erlebt.

Nicht immer funktionierten die Vergleiche und Analogien, die Herr Haberl im Verlauf der doppelstündigen Veranstaltung bemühte, reibungslos, doch überzeugte die Klarheit seines Vortrages, die Authentizität seiner Sinnsuche und die Offenheit seines Glaubensbekenntnisses. Und damit erreichte er sein Publikum, das Bedürfnis nach Erlösung scheint viele umzutreiben.

Manuela Bauer