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„Mach mit!“

Das ist der einzige deutsche Satz von Jim Wingate, wenn er seine Geschichten in englischer Sprache zum Besten gibt. Ausgerüstet ist er wie immer nur mit einem kleinen Kassettenrekorder, aus dem bei der Begrüßung und bei der Verabschiedung Musik ertönt, und ein paar Schals und Stofftieren.

Auch heuer begeistert der Schotte, der in Wales lebt, damit wieder unsere Unterstufe am 7.5.2025. Er braucht halt keinen Schnickschnack und ist von Digitalisierung so weit entfernt wie eine Kuh vom Seiltanzen. Wie erfrischend!

Schnell sprechen unsere Schüler ihm alle im Chor nach und sind aufgeregt dabei. Währenddessen erfahren wir, wie Schuhe in Indien erfunden wurden oder warum der Wind so wichtig ist und man ihn deshalb nicht in ein Loch sperren darf. Das ist aber noch lange nicht alles, ohne Umschweife holt sich Jim Schüler und Lehrkräfte aus dem Publikum, um seine Rollen mit ihnen zu besetzen. Das sorgt für ausgelassenes Gelächter, z. B. wenn eine 5.-Klässlerin plötzlich zur alten Mutter umfunktioniert wird oder einer Lehrkraft von einer schlechten Friseurin kurz der Kopf abgeschnitten wird, nachdem ihr bereits andere Schüler zum Opfer gefallen sind und Nasen und Ohren verloren haben.

Wie Marionetten bewegt Jim dabei die Hände seiner „Schauspieler“ und führt sie scheinbar mühelos im Raum herum. Gleichzeitig setzt er die Erzählungen mit seiner typischen, schauspielerisch geschulten Mimik und Gestik so lebendig in Szene, dass auch unsere Jüngsten seine Geschichten ohne Anstrengung verstehen können. Erwartungsfroh lauscht ihm das Publikum und fiebert nach Ende der einen Geschichte der nächsten entgegen. Die ganze Stunde über blickt man in gespannte und lächelnde Kindergesichter und auch die Erwachsenen im Hintergrund schmunzeln amüsiert.

Wie gewohnt ist die außergewöhnliche  Schulstunde viel zu schnell vorüber und mit einem lachenden und einem weinenden Auge schüttelt jeder Schüler zum Abschied Jims Hand.

Was die wenigsten wissen, ist, dass der begnadete Geschichten-Erzähler sich all die ausschließlich mündlich überlieferten Erzählungen auswendig merken muss! Was für eine Leistung, vor allem, da Jim ganze stolze 75 Jahre jung ist! Er ist wahrlich ein Meister seines Werks und wir freuen uns schon auf seinen nächsten Besuch. Bravo, Jim, you’re simply the best!

 

Text und Bilder: Claudia Gratzer