Wer war noch mal Karl May?
Die Klassen 5B und 5D des GGM zu Gast bei den Karl-May-Lesereisen 2025
Nein, Winnetou hat nur bedingt mit dem Schuh des Manitou zu tun und ja, die originalen Jugendromane von Karl May aus den 1890er Jahren waren noch erfolgreicher als ihre filmische Ironisierung unter der Regie von Bully Herbig von 2001, die immerhin noch einige Kinder kannten und die mittlerweile bekannter als ihre literarischen Vorlagen sein dürfte. Doch was ist mit Karl Mays Werk selbst passiert? Warum gibt es seine Abenteuererzählungen aus dem Orient und dem Wilden Westen nicht mehr in den Buchhandlungen? Haben sie sich überlebt?
Um das herauszufinden, nahmen zwei Klassen des Gabelsberger-Gymnasiums Mainburg an den Karl-May-Lesereisen teil, die die Karl-May-Gesellschaft gemeinsam mit dem Karl-May-Verlag kostenlos anbietet. Wieland H. Zirbs, ehemaliger Lehrer und passionierter Fan dieser Jugendbuchklassiker, führte die Lesungen in zwei Doppelstunden durch. Dabei stellte er zunächst den Erfolgsautor und sein über 90-bändiges Werk vor, das, in 33 Sprachen übersetzt, weltweit zweihundert Millionen Mal verkauft wurde. Sodann las er das Anfangskapitel aus dem Schatz im Silbersee (1890): Ein schwarzer Panther entkommt seinem Käfig auf einem Raddampfer mitten im Arkansas. Es folgt ein für Karl May typisches Schema, gerade noch großmäulige weiße Schurken verkriechen sich feige, während ein junger Indianer todesmutig sein Leben für die Passagiere aufs Spiel setzt. Dieses positiv gezeichnete Bild anderer Kulturen ist eines der bleibenden Verdienste Karl Mays, denn er tat dies in einer Zeit des heraufziehenden Imperialismus und eines weit verbreiteten Rassenwahns.
Die Kinder jedenfalls fanden es „cool“ und hatten „Kopfkino“, während der routinierte Leser Zirbs den schwarzen Panther freiließ. Nur das Gespräch über das Gehörte kam etwas zu kurz, man hätte gerne noch mehr erfahren über den Großen und den Kleinen Bären, Tante Droll, Old Firehand und Co. Trotzdem nahmen gleich am nächsten Tag einige die sichtbar gewordene Fährte auf und machten sich in der Schulbibliothek oder bei den Großeltern auf die Suche nach einem fast verschollenen Schatz im Büchermeer. Es lohnt sich immer noch.
Julia Heß und Erwin Fiesel

